Mantren und Musik
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Tage im Licht

Veröffentlicht am 18.09.2012

Und so beginnen die Tage, wenn das erste zarte Licht der aufgehenden Sonne sich in feinen Strahlen durch die letzten Reste der nächtlichen Nebel hindurch schiebt.

Und so beginnen die Tage, wenn das erste zarte Licht der aufgehenden Sonne sich in feinen Strahlen durch die letzten Reste der nächtlichen Nebel hindurch schiebt. Begleitet vom stetig zunehmenden Gesang der mit dem Licht erwachenden Vögel, begleitet vom Krächzen und Schreien der Krähen, treffen die feinen hellen ersten Strahlen auf die Feuchte der Fenster, dringen nach innen, brechen sich an den schweren großen Tropfen die auf der Innenseite der Fenster langsam nach unten gleiten, Tropfen, die aus der Feuchte und Wärme des Atems sich während der Nacht an den kalten Scheiben kondensiert haben, brechen sich wie in unzähligen Geschliffenen Kristallen, um als Myriaden feinster warmer Lichtpunkte sich sanft auf die Haut des erwachenden Gesichts zu legen.

6H Morgens, einmal noch durch strecken und recken im Bett, die Spastik und Steifheit der Nacht aus den Knochen herausdehnen, dann auf, den Riegel der Türe öffnen und die wärmenden Strahlen des ersten Lichtes auf Körper und Gesicht werfen lassen.

Die Tür ist immer verriegelt, nachts zumindest, da hier Leoparden sind, nicht weit weg von uns, eigentlich unsichtbar um uns herum, du siehst sie nicht, sie dich aber immer. Was sie nachts so treiben weiß keiner.Letzten Sonntag war ein Leopard sogar nachmittags um 2:00 Uhr unten im Dorf und hat zwei Schafe gerissen, da ist es schon besser nachts die Türen verriegelt zu lassen.

Kurz vor 7H, Raju bringt 2 Gläser Herbal Tea, Zitronengras, Minze, Basil und vieles mehr, himmlisch gut.Dann raus, barfuß, in das taufeuchte dunkle Grün des fetten Rasens, der wie ein feiner Velourteppich vor uns liegt. Noch ein paarmal durchstrecken, im Feucht auf und ab schlurfen oder gehen, ich rufe: Liesi, Liesi- es halt zurück: Oskar-Oskar.Die Yogamatten auf den Rasen, noch ein paar Dehnübungen, dann ein paar Atemübungen kombiniert mit Bewegungen und A-Kara-U-Kara-M-Kara Resonanzübungen, Kappalabhati 15 Runden a 100 Strokes, 5 durch beide Nasenlöcher, 5 Links, 5 Rechts, 9 Runden Nadi-Sudhi oder Wechselatmung, 10 Runden Cooling Pranayama Kombiniert mit Brahmeri, die Resonanzen spüren, den feinen Schwingungen noch einmal nachgehen, loslassen, loslassen.

Alles ist nun bereit für eine wunderbare tiefe Meditation.

Bei Regen machen wir das gleiche unter unserem überdachten Freisitz, dann sitzend auf unseren Stühlen, den Blick noch einmal in das wabernde Wollkenmeer und in die vorbei gleitenden Nebelfahnen gerichtet. Man kann auf sein eigenes Mantra, auf Om oder einfach auf dieses sich stets ändernde Schauspiel meditieren, der Blick defokussiert, wie der Geist, alles in einem erfassend oder umgekehrt, wies beliebt.

Von 8:00 Uhr bis 9:00 Uhr dann Special Technique mit Hanish

9:00 Uhr Frühstück, Porridge mit Banane, Buttertoast, Marmeladentoast, Chabatti oder Parats, Kaffee oder Tee.

Ein Plausch mit Kesar oder seinem Sohn, oder nur sitzen und schauen, lesen, ruhen.

Um 11:00 Uhr Dehnungen oder synergetische Reflexarbeit mit Hanish, 13:00 Uhr Lunch, 15:00 Uhr Folterkeller, Aufschlagen oder Auftragen vom Scorpiongras, einer äußerst schmerzhaften ayurvedischen Heilpflanze die die Durchblutung der Nerven und die Reizübertragung in den Nerven deutlich verbessert.

Dies ist die Stunde des allgemeinen Stöhnens und Schreiens, des Zuckens allermöglichen Gliedmaße, die Stunde des längst verloren geglaubten Fußhebers, die Stunde des angenehmen Wohlempfindens, wenn langsam langsam der Schmerz nachlässt.

Danach ist wirklich Ruhe angesagt, meist nutzen Liesl und ich dies für eine ausgiebige Sitzung PET. Man kann hier nämlich die vielen feinen Impulse des Scorpiongrases durch vertiefte Achtsamkeit und Wahrnehmung von den Stellen der Tortur in ihrer Wirkung über den ganzen Körper weiter verteilen.Ich finde es jedes Mal faszinierend was dabei so abgehen kann.

Die Dämmerung und nach ihr die pechschwarze Nacht kommen schnell, fast übergangslos, begleitet von stetig zunehmender Feuchte, die sich in Nebelschwaden bald auch durch unseren Freisitz schleicht. Zeit Flies anzulegen, Zeit die Kerzen bereitzuhalten denn pünktlich mit der anbrechenden Dunkelheit wird diese unterstützt und begleitet durch den routinemäßigen Ausfall des Stromes.Abendessen wieder draußen im Freisitz, immer nach indischem Zeitplan.

19:30H heißt „19:30H may be“–oder auch

“19:30H may be not“

Oder auch „19:30H may be or even not or later.“

Neulich zum Beispiel sagt Kesar: “I think tomorrow will be beautifull sights of Nanda Devi.” Ich schau ihn ungläubig an, da dunkle Wolken aus Südwest sich gerade aufbauten, da ergänzt er schnell „may be“. Und als ich immer noch ungläubig schaue beendet er die Wetterprognose indisch lächelnd mit „ or may be the day after.“

An den letzten Abenden vor Liesls Abreise gab’s dann sogar „Bon-Fire“- Lagerfeuer direkt unterm Freisitz, schön wärmend und romantisch dazu. Raju unser lieber Bär hats erste eigenhändig in einem großen Eisengefäß gebracht, schon brennend, da es zuerst woanders angefeuert worden war, ohne sich Hände oder Schultern zu verbrennen.

Das 2. Lagerfeuer widerlegt eindeutig die Theorie von Hanish, dass die Indianer Nordamerikas direkt aus Indien stammen. Der Name allein „Indianer“ sagt gar nichts. Denn ohne Lisl`s und meine Ratschläge, und ohne Diesel aus dem Reservekanister gefüllt, und dann auch noch Benzin, ohne diese Hilfsmittel wären wir wohl in dichten Rauchschwaden erstickt oder geräuchert worden. Hier kann Raju nochmals richtig sein kindliches Gemüt zeigen, lachend und gestikulierend den Kanister in der Hand, rumfuchtelnd, direkt ins Feuer gießen, da kommt Freude und Explosionsgefahr auf.

Ab und ann abends noch schöne Musik-Sessions, von Sufi und Tabla über Deep Purple, romantisches für Hanish, und immer wieder Asid Avidan, den ich schon 2 Jahren überall dabei hab (ein Geschenk von Nufa) und der jetzt wie ich grad von Liesl erfahren hab in Deutschland mit Reckogning die Charts seit 5 Wochen anführt.

Dann wohlverdienter Schlaf, meist schon bald, zum Lesen reicht das Licht oder Kerzenlicht eh nicht.

Draußen vermischt sich das letzte Zirpen der Grillen mit dem dichter werdenden Nebel, kein Vogel ist mehr zu hören, kein Auto, woher auch, nur der friedliche Klang der Stille. Und an klareren Tagen dringt zart das Licht des Mondes in silbernen Fäden durch die Feuchte auf den Fensterscheiben, so wie am Morgen das Licht der ersten scheuen Sonne.

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