Mantren und Musik
aus Indien
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Prashanti Geschichten 2012

Veröffentlicht am 20.08.2012

In Prashanti lief sonst eigentlich alles wie auch früher gehabt

In Prashanti lief sonst eigentlich alles wie auch früher gehabt. Mit der Veränderung allerdings, dass die special techniques bei weitem nicht so gut und effektiv wie in den vergangenen Jahren waren. Das lag daran, dass die Gruppen zu groß waren und der einzelne Patient nicht mehr so intensiv betreut werden konnte wie das früher war, als Hanish,Vicas und der Nuschler nur zwei oder drei Patienten hatten. Uns machte das nicht so viel aus, da wir ja sehr fit in diesen Dingen sind.

Liesel und ich haben daher auch sehr viel und sehr intensiv und effektiv allein zusammengearbeitet. Ein wunderschöner Platz für uns war speziell in den Morgen und Abendstunden das Dach der Cancer-Klinik mit freiem Blick auf die Baumkronen und den Dschungel unter uns. Hier haben wir viel Pranaarbeit, MSRT und Meditationen gemacht. Super waren wieder die Massagen bei Ramesh und Remya . Mit seinen Zauberhänden hat mich Ramesh, unter Zuhilfenahme von"Pain-Reducing Oil" schnell von den Schmerzen in meiner Wirbelsäule befreit, Schmerzen die sich durch das Leben des schweren Koffers, den langen Flug und das harte Bett eingestellt hatten.

Und so vergingen die Tage in Prashanti sehr schnell. Das Wetter war dabei bis auf einige sehr schwüle Tage ziemlich angenehm, immer wieder einsetzende starke Regenfälle speziell abends und nachts senkten die Temperaturen immer wieder auf ein sehr erträgliches Maß. Abends wurde es manchmal sogar richtig frisch und ich hätte nicht gedacht das ich um diese Jahreszeit abends manchmal mein Fleece-Shirt rausholen musste.

Meisterin trifft auf Meisterin oder: Master gets Mastered by a Master.

Der Tag der Abreise von Prashanti rückte immer näher und so wollten Liesel und ich unsre Abrechnungen erhalten. Da wir Freitag den 31. August abreisen wollten begannen wir sicherheitshalber bereits am Montag uns nach unseren Abrechnungen zu erkundigen. Wir kannten Indien ja schon ein wenig,, wir wussten, dass  20 min in etwa 1 h sind, dass morgen daher eher übermorgen heißt, und das "may be"  eine der präzisesten und verlässlichsten Angaben für jedwelche Zusagen oder Abmachungen ist.
Am Dienstag kam dann eine Abrechnung die wir weder verstanden, die nicht nachvollziehbar war, die sich jeglicher Logik entzog. Intervention war angesagt, you will get it tommorrow in your room, war die lapidare Auskunft. O.k. also morgen wieder vorbeischauen war ja  dann schon Mittwoch.

Mittwoch immer noch nichts, wieder vorbeischauen langes Warten vor dem Rezeptions Office. Früher saß dort eine stets streng und wichtig drein blickende Frau, inzwischen war dieses Büro aber zu einem Kompetenzzentrum umgewandelt worden, fünf streng dreinblickende Frauen saßen nun in diesem Büro und schauten. Sie schienen erst kürzlich von einem Lehrgang oder Trainingsprogramm für Inkompetenz zurückgekommen zu sein. Und so saßen wir zwei dort, den wichtig dreinblickenden Frauen gegenüber, auf deren Schreibtischen sich bunt gemischte Haufen von Papieren häuften. Und so saßen wir und saßen, keiner sprach uns an und fragte nach unserm Begehren. Sie schienen die Technik der de Fokussierung des Blickes auf diesem Lehrgang intensivst Verinnerlicht zu haben. Immer wieder wurde nun stets der Papierhaufen von rechts nach links oder links nach rechts gewendet während die Blicke der Frauen auch hier jegliche Fokussierung auf ein bestimmtes Papier oder auch auf die ihnen gegenüber sitzenden Personen vermieden. Irgendwann fragten wir dann doch nach unserer Abrechnung, angesprochen fühlte sich keine, die Defokussierung hielt an. Die wichtigste der Damen, die auf diesem Lehrgang sicher auch die erfolgreichste gewesen war, sagte irgendwann unvermittelt wir sollten die alten Abrechnungen mitbringen, die die wir ihr ja schon gegeben hatten. Da stiegen Verwunderung und Ungeduld bei Liesel und mir leicht aber nicht mehr aufhaltbar an. Irgendwann kam dann ein strahlender Inder, drängte sich an uns vorbei, um seinem Anliegen bevorzugte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Der Rückgriff auf bayerisch eigentlich auf peißerisch war dann aber doch so deutlich, dass er sehr schnell von diesem Vorhaben abließ und seinem eigenen Anliegen wieder weniger Bedeutung beimaß. "He,He, jetzt sog amoi, so geht’s jetzt ah net, siegst du net dass mir scho lang warten, oiso wirklich" hatte Liesel mürrisch geraunzt.

Unbeeindruckt von alldem demonstrierte die Leiterin des Kompetenzcenters weiterhin ihre Fähigkeit durch die vor ihr sitzenden Personen gelassen, fast meditativ durchzusehen, vorbei zusehen, und in steter mantraartiger Gelassenheit immer den gleichen Papierstapel zu wenden. Irgendwann wurde es auch mir zu viel und ich wies darauf hin, mich bei Didi Nagarathna und Raghuramshee zu beschweren. Ihre Miene verfinsterte sich etwas, aber noch geschah nichts Bewegendes.

"Mir reichts jetzt, sog a moi sigst du net den Himalaya auf meiner Stirn, der wird immer höher, grollte und zischte es plötzlich aus Lisls Mund.

Da hatte die ganze Sache ein plötzliches und freundliches Ende. Die bisher ausdruckslos vor sich hin meditierende Dame entspannte alle ihre Gesichtsmuskeln mit einem breiten Lächeln, zog zielsicher aus dem stets gewendeten Papierhaufen die beiden richtigen Zettel, mit den richtigen Zahlen, um anschließend wieder in ihrer morgendlichen Meditation zu versinken.

Onam Onam
Am Freitag den 24. August war das Onam Fest, eines der wichtigsten Feste in Kerala. Die ganze Nacht zuvor war im Mangal Mandir ein riesiges Ornament aus tausenden von Blüten gelegt worden, am Nachmittag zogen irrwitzig trommelnde Trommler aus Kerala zum Cricket Field wo ein Wettkampf im Seil Ziehen stattfand.
Purnandus Mannschaft hat dabei gewonnen, unterstützt von einem kräftigen Yoga Schüler aus Australien. Dann kann so alles unter trommeln und tanzen und singen in den großen Saal vom Mangal Mandir. Gute und schlechte Sänger traten auf, Tänzer und Tänzerinnen, Ekstase, der Pfarrer in Höchstform als Alleinunterhalter. Solche Feste in der Religion sich mit allen möglichen menschlichen Freuden impulsiv, farbenfroh, laut vermischt, die gibt es wirklich nur in Indien.

Abschied mit Hindernissen
am 31. August sind wir noch Banker Leute abgereist, um vor der Abreise gab es natürlich noch einiges zu verabschieden, unter fröhlichem Hallo.

Purnando war gekommen, Jigisha aus Mumbai die so starke Reflexgriffe konnte, dass die Fussheber lieber selber gingen als von Ihr motiviert zu werden, die chinesische Thai-Chi Lehrerin Soyang bei deren Anblick ich immer an das Land des Lächelns denken muss, Angelica aus Sri Lanka, der immer grinsende Therapeut "Nuschler" genannt, aus Taiwan und viele andere. Man umarmte sich herzlich, beste Wünsche für unsere Himalaja Reise wurden ausgesprochen, hope to see you again, next year, wie solche Verabschiedung in der Regel so laufen.

Mit einer Ausnahme: Liesel die bis dahin jeden herzlich umarmt und gedrückt hatte, gescherzt und geschäkert, scheiterte am Ende an einem stattlichen jungen Inder, denn als sie ihn ebenso herzlich in den Arm nehmen wollte schrie dieser lauthals auf: oi-oi-oi  und sprang etwa 3 bis 4, ja vielleicht sogar 5 m zurück.Während seine beiden Arme und Hände wie zum Schutz und zur Abwehr vor seinem Körper und seinem Gesicht nach oben schnellten, drang aus seinem angstverzerrten Gesicht noch einmal der Ruf oh no, please no, alle weiteren Versuche von Liesel sich eben schrittweise zu nähern wurden mit weiteren Springen nach hinten gekontert. Zuallerletzt konterte er weitere Versuche sogar indem er sich hinter unserem  Jeep versteckte. Alle anderen Beteiligten lachten natürlich, schmunzelten, grinsten, was für den Armen noch peinlicher war als der Vorgang an sich. Eine Nennung des Namens verbietet natürlich das auch in Indien geltende Recht auf die Wahrung der Persönlichkeitsrechte.

Als wir dann losfuhren kam dennoch ein bescheidenes Winken von ihm, da die Gefahr nun sicher im Jeep gebannt saß. War es nun reine Angst vor dem nicht einzuschätzenden Wesen Frau, vor den Gefahren der Unberechenbarkeit oder Zügellosigkeit dieser Wesen, oder war es nur der uns allen bekannte Ekel aus Kindheitstagen vor den zu feuchten Küssen alter Verwandter?  Wir haben die ganze Fahrt nach Bangalore darüber gerätselt und gelacht. Vor allem auch deswegen, weil uns ein pfiffiger Inder 2 Tage vorher ausführlichst erklärt hatte, dass Frauen praktisch niemals „Mastery over their Mind erreichen könnten, da sie nicht in der Lage wären(und das von Natur aus), ihre Emotionen, vor allem aber die gefährlichen Triebe zu beherrschen. Ernsthaft haben wir darüber aber nicht mehr weiter nachgedacht.

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