Mantren und Musik
aus Indien
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India was calling, we are on the road again

Veröffentlicht am 18.08.2012

Endlich, 16. August 2012 Abflug in München, Lufthansaflug LH 752 von München nach Neu-Delhi. Mit an Bord lisl Mayr und Oskar Schneider.

Endlich, 16. August 2012 Abflug in München, Lufthansaflug LH 752 von München nach Neu-Delhi. Mit an Bord lisl Mayr und Oskar Schneider.

Der Flug war angenehm, es gab keine großen Aufregungen, ziemlich neue Maschine, ein Airbus A 340-600. wir hatten einen schönen Platz in Reihe 38, einmal Fenster einmal Gang, angenehme Beinfreiheit und jede Menge gute Laune. Lisl hat gleich entdeckt dass rechts hinter ihr eine ganze Zweierreihe frei war und sich diese schnell geschnappt. Denn Lisl wollte auf diesem Flug das tun, was sie anscheinend normalerweise auf jedem Flug tut, schlafen. Und so verging für sie der Flug fast wie im Schlaf. Unterbrochen nur von einer kürzeren Essens Pause. Ich habe mir noch einen Film über Wildtiere in Indien angesehen und nach dem Essen den Rest auch geschlafen. Der Film war interessant, Tiger, Leoparden, die älteste Hirschrasse der Welt, riesige, den Bisons ähnliche Wild Rinder, Hanumannaffen, Languren, und etwas mir bis dahin völlig unbekanntes, das anscheinend gefährlichste Wildtier Indiens (außer den Schlangen natürlich) Wildhunde. Red Dogs genannt, rötliches Fell, Ohren und Körper wie Ägyptische Tempelhunde, sehen sie einzeln eher unbedrohlich aus, lassen aber selbst 250KG schwere Tiger die Flucht ergreifen. Denn sie jagen in Rudeln von 20-40 Tieren und greifen außer Elefanten so ziemlich jedes andere Tier an. Selbst vor den bis zu 1,2 t schweren urtümlichen Wildrindern machen sie keinen Halt. Und um diese Wildrinder machen wiederum sogar die Tiger einen Bogen.

Pünktlich um 6:45 Uhr sind wir am 17. August in Neu-Delhi gelandet. Das Gepäck war schnell da, und drei lustige Jungens schoben und fuhren uns lachend und feixend durch den riesigen Flughafen. Um 9:50 Uhr ging es dann reibungslos weiter mit Jet- Lite nach Bangalore. Monsun, Monsun, Monsun über ganz Indien, nichts war zu sehen von diesem Subkontinent auf diesem Flug, nur ein unendliches weißes waberndes Wolkenmeer. Lisl tat was sie bei so langen Flügen am besten kann, sie schlief wieder. Auch in Bangalore lief alles glatt und flott, so dass wir sehr bald den fröhlich grinsenden Hanish Yogi begrüßen konnten.

Stoßverkehr in Bangalore, das übliche Hupen und Kreischen, der längst gewohnte Dreck rechts und links an uns vorbeifliegend, nicht mehr der Kulturschock wie beim ersten Mal, dank des Monsuns weniger beißende Abgase, und insgesamt alles nicht mehr so schockierend wie beim ersten Mal.

Kurz hinter Jigani dann aber doch noch einen Schock der anderen Art: plötzlich, wie aus dem Nichts verwandelte sich unsere holprige von Schlaglöchern übersäte Straße in eine vierspurige Autobahn. Frischer, schwarzer, noch ölig glänzender Asphalt, in hellstem Weiß strahlende Mittellinien, alles fast einer Fata Morgana gleich. Nur etwa 2-3 km lang ist diese wundersame Autobahn, die dann schlagartig vor dem großen Eingangstor von Prashanti endet. Was auch immer sich hinter dieser verkehrstechnischen Glanzleistung, hinter diesem Potemkin’schen Asphaltband verbergen mag, niemand wird es je ergründen können. Vielleicht ist die Antwort darauf auf den Bankkonten eines Regionalpolitikers und eines Bauunternehmers zu finden. Vielleicht aber mache ich hier den Fehler etwas verstehen zu wollen was man gar nicht verstehen kann und vielleicht suche ich einen Sinn wohl es keinen geben soll.

Auch in Prashanti selbst hat sich einiges geändert. Ein großer Teil des Dschungels unterhalb des Speisesaales ist radikal gefällt worden, Baulastwägen wälzen sich hin und her, Fundamente werden gegossen, der grünliche See, der bisher so mystisch versteckt in diesem Dschungel lag, liegt nun nackt und entblößt inmitten einer planierten Baustelle, während die riesigen, vor zwei Jahren ausgehobenen Fundamentgruben für das einst geplante 500 Bettenhaus, langsam wieder vom Urwald zurückerobert, mit Monsun gefüllt, ihre Hässlichkeit verlieren. Auch an einigen anderen Stellen des Campus herrscht wilde Bautätigkeit, während vieles der Substanz der älteren Bauten eher dem Verfall als der Erhaltung unterworfen ist. Auch hier will ich gar nicht den Fehler machen das Ganze verstehen zu wollen, dies scheint wirklich anderen Gesetzen unterworfen zu sein. Wie sagt Patanjali so schön: All you can touch is unreal" und ob nun dieses Irreale Sinn macht oder keinen dürfte dann egal sein.

Unsere Zimmer haben wir diesmal ganz unten bezogen, direkt bei Sektion A, angenehm gelegen zwischen Speisesaal und dem Ärztetrakt. Die Zimmer sind zwar Klosterzellen mäßig klein, circa 7 m² plus circa zwei ein halb Quadratmeter Bad, wenn man die Nasszelle so bezeichnen will, aber für unseren Zweck sind sie sicher mehr als ausreichend. So sparen wir uns zumindest die langen Wege bergauf und bergab, die bei dieser sommerlichen Hitze für uns nicht so zielführend wären.

 Das sonstige Procedere wie immer, kurze Konsultation, Einteilung in die Sektion, (A. ist gleich cancer and neurological deseases) Ausfüllen einiger üblicher anmelde und Fragebögen zwischen vielfachen begrüßen alter Bekannter, hello how are you, nice to see again.

Purnandu hat sich gleich super um uns gekümmert, so wie ich mich um ihn und Monali in Bad Griesbach, der sonst so strenge Vikas deutlich lockerer und aufgeschlossener als sonst, der Nuscheler mit breit strahlendem Taiwan-Lächeln, ein Riesen Hallo bei meinem alten Freund Nagi, dem waschechten München-Innsbruck-Heidelberg-Inder, der gleich wieder in sein Super bayrisch verfiel. Angenehm war, dass wir gleich noch für diesen Tag Ayurveda >Massagen bekamen, eine Wohltat nach der langen Reise und auch dort überschwängliche Begrüßung durch Ramesch meinen alten Freund und durch Renya, die jetzt seine Verlobte ist. Im November werden sie heiraten, in Kerala, ihrer Heimat und ich bin nun schon auf die dritte Hochzeit in Indien eingeladen, bisher hat allerdings noch keine stattgefunden. Diese glaube ich findet aber sicher statt, denn es ist definitiv eine Liebesheirat und keine arrangierte. Ein richtiges Traumpaar die beiden findet Lisl und strahlt defokusierend irgendwie in den Monsun verhangenen Himmel von Prashanti. Renya ist aber auch wirklich bildhübsch. Schlank von Gestalt, feingliedrig, mit leuchtend strahlenden Augen und einem Lächeln welches das Lächeln ganz Indiens in sich vereint. Ramesch, von aufrechter Gestalt, eine sehr aristokratische, fast Prinzenmässige edle Gestalt, mit unglaublich heilsamen Masseurs Händen und einem ebensolchen Lächeln wie Raya. Eigentlich wären beide reif für Bollywood.

Ja und voll ist es hier auch, fast übervoll, so voll und so hektisch habe ich es eigentlich bisher noch nicht erlebt. Immer wieder kommen für relativ kurze Kurse in Smet (Stress Management of extensive Tension) Beamte oder Manager des mittleren Managements größere Firmen, meist von ihren noch wichtigeren, korpulenten Gattinnen begleitet. Manche sind so wichtig, dass sie sogar einen eigenen Diener dabei haben, der ihnen das Essen an den Tisch bringt und Wasser oder Buttermilch nach gießt. Kennzeichnend für die ganze Gruppierung ist ihr jedoch nicht zu übersehende Hochnäsigkeit allen anderen gegenüber, über die man entweder hinwegsieht, oder durchsieht. Und so höre ich gerne verstohlen Gesprächen zu, wenn 3,4 dieser Wichtigkeiten sich gegenseitig ihre Wichtigkeit erklären. Einer dieser Herren hat mir dann, als er auf der Bank neben mir saß um auf seine Massage zu warten, sein ganzes Wissen über MS, welches er sich wahrscheinlich 1 h vorher auf dem großen bunten Plakat im Ärztebereich angelesen hatte kundgetan, nachdem ich ihm auf seine Frage was mir fehle, mit MS geantwortet hatte. Sein Blick war dabei bedeutungsschwer und es war ihm die Hoffnung anzusehen, mir unsäglich viel in meinem Leid geholfen zu haben.

Ein anderer versuchte mich in ein Gespräch zu verwickeln über die Tatsache, dass Indien die Urmutter aller Zivilisationen, ja der gesamten Menschheit sei. Ja selbst die Ureinwohner Amerikas seien ausgewanderte Inder, wie deren Name Indianer ihr eindeutig beweise. Auf einen wirklichen Disput habe ich mich dann doch nicht eingelassen, da fehlen mir einfach die anthropologischen Grundlagen, wäre auch sinnlos gewesen, denn so viel Überzeugungskraft hätte ich nie aufbringen können.

 Schwieriger ist es mit den Frauen dieser Herren, denn sie sind von ihrer Wichtigkeit noch viel mehr überzeugt als ihre Männer, und bringen dies speziell im Speisesaal vehement zum Ausdruck. Da können noch so viele andere Menschen in einer langen Schlange bis vor die Türe anstehen, eine solche Dame versteht es immer sich durch Einsatz ihrer Masse ganz vorne in der Schlange nach Belieben einzuordnen. Oder verstand es, bis Lisl auftauchte. Bei Lisl bedarf es Nicht vieler Worte, da genügt schon der Peisser Blick. Vorgestern schob sich wieder eine dieser Damen direkt vor mich und Lisl in die Schlange, mein Rollator war ihr dabei im Weg, also gab sie ihm einen Schubs, so dass er weit weit weg rollte bis zur langen Panoramawand. Ich rief noch excuse me, i need it, aber das war ihr egal. mit eiskaltem Blick schöpfte sie ihre Schale mit allem voll was es so gab. Da schob sich bei Lisl die transkontinentale Platte heftigst gegen die eurasische Platte, drei riesige Gebirgszüge falteten sich zwischen ihren Augenbrauen auf, links Karakorum, mittig der Himalaja ,rechts der Transhimalaja und wie eine Melange aus Bergsturz und Erdbeben grollte es eindeutig“ he what you are doing, bring the trolley back.“

Am nächsten Morgen beim Frühstück, ein ähnliches Schaustück, Lisl hatte unseren Lieblingstisch mit Tasche und Decke auf unseren Stühlen reserviert, da kam die gleiche Madame um unsere Reservierungsmale zu entfernen, aber nicht für lange. Denn noch während Lisl die Schlange verließ um für Ordnung zu sorgen stießen wieder die Kontinentalplatten aufeinander, ihr Mund wurde schmal, zu einer schaurigen Schlucht, der Kali-Gadanki Schlucht zwischen Dhaulgiri und Annapurna gleich, und ohne ein einziges Wort sagen zu müssen, waren die Plätze wieder unsere . Da wurde mir wirklich bewusst, wie hilfreich eine aufs äußerste trainierte Mimik sein kann.

Programm mäßig läuft eigentlich alles wie gewohnt: 5:30 Uhr Om Meditation, 6:00 Uhr bis 7:00 Uhr Special Technique, 7-8 Uhr klinken wir uns meist aus, fahren mit dem Fahrstuhl auf das Dach der Klinik um in der Biosphäre der Baumkronen zum meditieren oder zu petten,anstatt shlogas zu singen die wir eh nicht mit singen könnten. 8:00 Uhr frühstück, 10:00 Uhr Lecture, heißt Vorträge, 11:00 Uhr messen der Parameter, 12:00 Uhr Pranayama, 13:00 Uhr Essen, 16:00 Uhr Special Technique, dazwischen irgendwo eingebaut oder auch danach Massage und Physio, 18:45 Uhr MSRT, und irgendwo und irgendwann mal auch eine Meditation oder PET oder auch nur einfach ausruhen. 19:30 Uhr dann Abendessen und anschließend Happy Assemblies, Ratschen tratschen lachen. Ja solche Tage sind schneller vorbei als man denkt.

Wetter mäßig war’s in den ersten Tagen eigentlich recht angenehm, wurde dann aber zunehmend heißer und schwüler, das ist für uns nicht so spaßig. Da freut man sich dann riesig über jedes Gewitter, über jeden Platzregen.

Deren hatten wir nun schon einige heftige, mit dem Vorteil der kurzzeitigen Abkühlung und den Nachteilen der zunehmenden Schwüle und des Anwachsens des Kleintierbestandes in meinem Zimmer. Eine fette Kröte direkt vor meiner Tür war das bisher größte, ein kleiner Frosch den ich schnell hinausschlüpfen ließ, sirrende stechende Biester, all dies spült der Monsun hervor. Ja und seit gestern habe ich einen Störenfried in meinem Zimmer der mich noch nicht ganz Herr werde, ein ziemlich großer Lizzard,(Eidechse) der immer nachts so gegen 2:00 Uhr oder 3:00 Uhr anfängt einen Höllenlärm zu machen. Dass die so Mark erschütternd schreien können war mir noch gar nicht so bewusst. Wahrscheinlich hat der Liebeskummer und findet den Weg nicht mehr raus aus meinem Zimmer wo er sich irgendwo zwischen Koffer Bettgestell und Schrank versteckt hält.

Vor drei Tagen hatten wir noch ein sehr schönes Fest, eigentlich das Nationalfest der Menschen aus Kerala. Das war das Fest Onan, Mahaweli, einem Schirmtragenden Königswesen gewidmet. Alle Keralaner hier haben das gemeinsam ausgerichtet, mit einem riesigen Mandala aus tausenden Blumenblüten, mit einem Seilzug Wettkampf, mit einer irrsinnigen Trommlergruppe aus Kerala und einem schönen Theaterabend im Mangal Mandir Theatersaal. Da konnte unser Chef Pfarrer wieder zeigen was für ein guter Entertainer an ihm verloren gegangen ist, wirklich einer der witzigsten Geistlichen die ich so kenne. Da kommt der Saal zum Kochen wenn er seine Kastagnetten klacken lässt und der Rhythmus der Shlogas und Mantras sich steigert und steigert. Eigentlich war er Maschinenbauingenieur, bevor er sich entschloss, ohne Gehalt und nur für Kost und Logis, hier als Priester und Unterhalter zu arbeiten, wie mir Hanisch erzählte. Die Trommler trommelten den Saal in Ekstase, ein recht guter Sänger aus Kerala sang ziemlich Mitreißend, fast Sufi mäßig, ein anderer Schnulzig, eine Mädchentanzgruppe verzauberte dank Renya, und der Massagepartner von Ramesch gab eine begeisternde Rampensau nach eigener Choreographie.

Fürs erste solls mal genug sein. Ab Freitag ziehen wir dann in das nahegelegene Valley of Pyramids. Größte Meditationspyramide der Welt, Vollpension zwischen 2€ und 10€, ein wunderschöner Ashram. Ja und Ab Montag dann über Delhi und Kathgodam nach Binsar ins ECCO-Camp im Himalaya.

Da gibt’s dann wieder neues von den MS-lern

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