Mantren und Musik
aus Indien
zum  kostenlosen Download

Nilgiri`s Good Bye

Veröffentlicht am 27.09.2013

Die Heimfahrt aus diesem Paradies dann bei Tageslicht. Liesai kauft noch für 700 Rupie einen 16 Gigastick, damit ich ihr alle Bilder drauf spielen kann, ich ihr einen weißen Blütenkranz, geflochten aus unendlich vielen Jasminblüten.

Die Heimfahrt aus diesem Paradies dann bei Tageslicht. Liesai kauft noch für 700 Rupie einen 16 Gigastick, damit ich ihr alle Bilder drauf spielen kann, ich ihr einen weißen Blütenkranz, geflochten aus unendlich vielen Jasminblüten. Das Innere unseres Wagens duftet betörend. Beeindruckend dann die Fahrt, vor allem für die Augen und die dadurch sich entwickelnden Fantasie-Reisen in meinem Kopf. Ich sauge wie ein Schwamm über Stunden Bilder und Bilder, Farben, Geräusche, die 36 Stilfserjoch-Kehren nun sichtbar, der immer dichter werdende Wald je tiefer wir kommen, die Farbtupfer der verstreuten bunten Häuschen irgendwo an Berghängen, die Durchquerung des Mudumalai Nationalparks, wieder wilde Elefanten, Wildbüffel, Affenscharen, Rehe und Antilopenrudel, Rangers beim Säubern des strassennahen Dickichts von touristischem Plastikmüll, denn Plastik ist für viele der Tiere hier sehr schädlich. Ich kann mich nicht satt sehen an den unzähligen Rosenholzbäumen, die umschlungen von anderem wucherndem Grün hier dem Dschungel ein geheimnisvolles Antlitz verleihen. Mächtige Bäume, bis 25 Meter hoch, dazwischen immer wieder abgestorbene Bambusgruppen, von anderen schlingenden Pflanzen wie in ein Spinnennetz gewoben, gestorben wohl nach der letzten Blüte, dann wieder dichte blühende Büsche und Hecken aus Bougainvillen in allen Farben des Spectrals, leuchtende bunte Tupfer in dieser satten Welt.

Je näher wir wieder Mysore kommen desto mehr verdrängt sauber, fast geometrisch geordnete Landwirtschaft den Dschungel an den Horizont rechts und links der Fahrbahn. Reis in sattem dunklen Grün, im Wind sich wiegende Teppiche aus Zuckerrohr, Bananenhaine in militärischer Marschformation, Reihe an Reihe, Baumwollteppiche, Blumenfelder zur Gewinnung aller möglichen Öle und Heilstoffe, endlos ziehen sich diese Bilder dahin. Ich kann mir fast nicht vorstellen dass es in diesem Land auch nur die Spur von Hunger, von Entbehrung und soviel Leid geben soll. Und vor und in allen Orten die wir passieren und die vor Sauberkeit blitzen, bar ohne jeden Mülls auf den Straßen, dunkle Alleen aus mächtigen Urzeitlichen Bäumen, Schatten spendend. Lianen hängen zahllos herunter und müssen wohl immer wieder geschnitten werden um den Fluss des Verkehrs nicht zu stören. Hier is die Welt und das Reich der Affen, sie Turnen und spielen, schwingen und springen und glotzen dem stetig fließendem Verkehrsstrom stoisch und unbeeindruckt nach.

In Mysore hält der Fahrer vor dem Eingang zu einem der berühmtesten Paläste Indiens, dem „Ambas Vilas Palst.“ Zeit für ein Posing mit dem Gockel, einen Besuch der riesigen Anlage ersparen wir uns, da sind die Kilometer langen Wege zu weit.

Wir speisen in einem Lokal nicht weit entfernt, für mich das beste indische Essen seit ich diese Land besuche. Und auch teuer, fast 10€ für 3 Leute, gut aber unser Indianer hatte auch wieder Hunger, richtig Hunger.

Zwischen Mysore und Bengaluru geht’s dann zügig voran, Autobahn, nur manchmal unterbrochen von ein paar Ortsdurchfahrungen. Augenfällig Ramanangar, eine Stadt umgeben von mystischen Bergen, glatter fast rötlicher Granit, wie riesige Kugeln verstreut, so als hätten urzeitliche Riesen hier Steinstoßen geübt. Es sind die ältesten Granit und Gneis Formationen auf unserem Planeten, surreal in die Landschaft gestreute „Ayers-Rocks, in Form eines Wales, eines Menschen, einer Taube. Irgendwie saugen sich meine Augen fest an diesen „seven Hills“, sie laden mich ein zu Fantasie Reisen, ich sehe Fuchur den Glücksdrachen der unendlichen Geschichte, wie er mit mir auf seinem Rücken über diese andere Welt gleitet, und „Emerson Lake und Palmer“ begleiten mit sphärischem Klang von Musorgskijs „Pictures of an Exhibition“. 

Dann Channapatna, auch Toy City genannt, überall am Strassenrand bunt bemalts Holzspielzeug, wir, das heisst Liesai und ich versuchen verzweifelt ein paar Fotos der Holzfiguren am Strassenrand zu schiessen, richtig gelingen tuts nicht, der Fahrer ist zu schnell, unsere Feinmotorik und Balance mangelhaft. Liesai gelingen dann doch 2 starke Bilder von einem mit Baumwolle und Menschen und einem mit Kokusnüssen und Menschen überladenem LKW. Große Leistung, das dünne I-Phone aus fahrendem Fenster haltend, einhändig abdrücken im richtigen Moment, und trotz Holpern des Fahrzeugs das zierliche Phone nicht verlierend. Chapeau. Den Wettbewerb, den wir zwischenzeitlich für das schwierigste Bild gestartet haben, gewinnt leider Oberbayern.

Über eine Stunde duellieren wir uns mit einem roten Tata-Nano (Smartähnliches Auto für 1850€ Neupreis). Dieser Zwerg ist mit 6 Personen besetzt wobei wir nicht überprüfen konnten ob da einige Beinamoutierte dabei waren. Immer wieder schiebt er sich an uns vorbei, dann kriegen wir ihn wieder, dann er uns wieder.

Und so passieren wir “Silk-City” (Ramanagar), Toy-City, Baumwollland, Weinland, und werden immer mehr aufgesogen vom zunehmenden Verkehr des Molochs Bengaluru. Lang, lang dauert der hupende Kampf bis wir irgendwann in Dunkelheit unser Hotel nähe Flughafen erreichen, unser Standardquartier immer wenn wir von Bengaluru fliegen.

Hier lässt es sich nochmals entspannen, das Gerüttel der stundenlangen Autofahrt gleitet langsam aus unseren Körpern, Kerzenlicht am Tisch unter Palmen, Duft von Jasmin und anderen Blüten vermischt mit dem beissenden, sich kräuselndem und kringeldem Rauch der Moskitobrennstäbe. Noch einmal Zeit zu entspannter Reflexion.

Auf Social Media teilen